Messer, Wespe und Melone
Mimosen-Blog

Die Schwarz-Gelb-Geringelte

Ich rieche gut. Das wollen mir zumindest die Wespen weismachen, die sich morgens, mittags, abends in Scharen über mich hermachen, in meiner Wohnung und im Homeoffice. Ich habe gelesen, sie mögen alles, was gut riecht. Mich können sie also scheinbar gut riechen. Muss ich sie deswegen mögen? Nö!
Letztens war ich an einem Gewitterabend – ich erwähnte das bereits in einem anderen Text – bei einer lieben Freundin und Kollegin zum Abendessen auf ihrer Terrasse geladen.
Ich war der erste Gast, da ich den Salat zubereiten half. Anschließend trat ich mit einem schönen Getränk auf den Balkon. Um mich her knisterte es auf eine Art, wie ich es noch nie gehört hatte.
Als meine Freundin M. ebenfalls aus der Wohnung nach draußen kam um mir Gesellschaft zu leisten, fragte ich: „Was ist das für ein Geräusch?“
„Die Wespen knabbern die Bastverkleidung an“, kam die Antwort. Und tatsächlich wies dieser rund um die Balustrade angebrachte Sichtschutz bereits beachtliche Löcher auf.
An diesem Abend blieb es nicht dabei. Irgendwann saß eine schlanke Gelb-Schwarz-Geringelte auch an meinem Mittelfinger und knabberte. Das war aus mehreren Gründen unangenehm. Wer lässt sich schon gern anknabbern von einer Wespe? Ich musste noch dazu die Finger gespreizt lassen, da ich sie sonst zwischen Mittel- und Ringfinger eingeklemmt hätte. Was dann geschieht, ist ja hinlänglich bekannt. Stand ich also mit dem Glas in der einen Hand, der Wespe an der anderen, leicht verkrampft da.
Als wir uns dann zu viert zum Mahl niederließen, verging auch den übrigen anwesenden Wespen der Appetit auf Bast und sie machten sich über uns Menschen her. Das Gewitter machte dem Ganzen bekanntlich ein Ende und der Regen vertrieb die Biester. Denn, so scheint es, außer durch Meucheln, lassen sich Wespen nur durch Wassertropfen oder -nebel nachhaltig vertreiben.
Das konnte ich heute morgen wieder einmal verifizieren. Ich selbst duftete da noch nicht gut, dafür aber die Netzmelone, die ich für das Frühstück zerteilte. Die Wespe, die das mitbekam, wurde sehr zudringlich. Ich bespritzte sie daraufhin mit Wasser. Anschließend sah es in meiner Küche zwar aus, wie nach einem Landregen. Aber die Wespe trollte sich. Pusten macht sie übrigens wie Fuchteln erst recht aggressiv, wie man nachlesen kann. Das liegt am Kohlendioxid in unserem Atem.
2020 ist außer ein beschissenes Corona-Jahr auch noch ein Wespenjahr, wie der NABU jetzt verkündete, der zum Insektenzählen aufgerufen hatte.
Stark zurückgegangen ist dagegen leider die Zahl der Schwebfliegen. Deren Schicksal es außerdem ist, eine gewisse Ähnlichkeit mit Wespen aufzuweisen. Ob es einen Zusammenhang zwischen ihrem Rückgang und dieser Ähnlichkeit gibt, ist mir allerdings nicht bekannt.
Ich habe mir eigentlich immer eine Wespentaille und eine Vespa gewünscht. Beides nach der aggressivsten der Gelb-Schwarz-Geringelten benannt.
Beides finde ich im Gegensatz zu Wespen schön, habe ich aber nicht. (Ja, ich weiß, auch Wespen sind total nützlich, aber ich muss sie trotzdem nicht mögen.)

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