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Begegnungen im Home-Office
Home-Office – vierter Monat! Nein, ich bin hier nicht allein. Wenn nicht gerade ein Zug viele Menschen an meinem Fenster vorbeiträgt, die alle Masken tragen und mich so daran erinnern, warum ich hier sitze, in meiner Wohnung, die ich niemals, niemals mit fieser Arbeit habe verunreinigen wollen. Wenn also kein Zug vorbeifährt, dann höre ich die Vögel: Die Amsel mit ihren kunstvollen minutenlangen Arien. Den Zilpzalp, den Frühlingsvogel schlechthin, der so ruft, wie er heißt. Die Nachtigall, die Lyrische unter den Sängerinnen. Das Rotkehlchen, das verwandt ist mit Amsel und Nachtigall (zumindest habe ich das mal gelesen) und ebenso schön singt. Den Spatz, dessen Bestand sich wieder erholt hat, der…
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Warum schreist du so?
„Warum schreist du so?“, fragt mich mein Vater. Dabei müsste er die Antwort eigentlich kennen. Aufgewachsen bin ich unter der Einflugschneise eines großen Flughafens, wohnhaft an den Gleisen der Deutschen Bahn und seit neustem ausgestattet mit einem Mundschutz. Ich muss die Stimme erheben, um gehört zu werden. Ich mache das allerdings völlig intuitiv, also ohne, dass es mir bewusst wäre. Ich kenne Menschen, die ständig darum bitten, nicht unterbrochen zu werden, da sie es gewöhnt sind, dass ein Flugzeug, ein Zug oder eine Bahn ihren Redefluss Sinn verzerrend zerschneidet. Ich erhebe meine Stimme, damit sie lauter ist als der Lärm von Flugzeug oder Zug, damit dieser meine Sätze eben nicht…