Mimosen-Blog

Begegnungen im Home-Office

Home-Office – vierter Monat!

Nein, ich bin hier nicht allein.

Wenn nicht gerade ein Zug viele Menschen an meinem Fenster vorbeiträgt, die alle Masken tragen und mich so daran erinnern, warum ich hier sitze, in meiner Wohnung, die ich niemals, niemals mit fieser Arbeit habe verunreinigen wollen.

Wenn also kein Zug vorbeifährt, dann höre ich die Vögel:
Die Amsel mit ihren kunstvollen minutenlangen Arien. Den Zilpzalp, den Frühlingsvogel schlechthin, der so ruft, wie er heißt. Die Nachtigall, die Lyrische unter den Sängerinnen. Das Rotkehlchen, das verwandt ist mit Amsel und Nachtigall (zumindest habe ich das mal gelesen) und ebenso schön singt. Den Spatz, dessen Bestand sich wieder erholt hat, der aber eher schrill piepst als singt. Der melodische Lockruf der putzigen Kohlmeise. Die sommerlich schreienden Mauersegler, die uns leider nur bis August besuchen. Den Hausrotschwanz mit seiner rasselnd gequetschten sonoren Stimme. Aber durchaus auch das tiefe gutturale Gurren der Wildtaube.

Manchmal sehe ich sie alle auch, die Mauersegler, die Spatzen und ja, vor allem die Wildtaube (s.o.). Das sind nicht immer jugendfreie Anblicke, die sie mir bieten, diese großen grauen Vögel. Die reinsten Piep-Shows sind das. Ich schaue dann natürlich hin. Ist ja zu interessant.

Neben den Delfinen der Lüfte – den flitzenden Mauerseglern, freue ich mich aber vor allem über die Mönchsgrasmücke. Sie kommt aus der Familie der Grasmücken, ist keine Mücke, wie gewisse Menschen (siehe hier) befürchten und sie trägt einen weiblichen Artikel vor sich her, genau wie die Amsel.

Allerdings sind es Herr und Frau Mönchsgrasmücke, die vor meinem Fenster wohnen. Wobei ich vor allem Herrn Mönchsgrasmücke hervorheben möchte. Das macht nämlich auch die Natur.

Herr Mönchsgrasmücke trägt Hut oder besser Hütchen. Mönchskappenförmig – in Schwarz. Frau Mönchsgrasmückes Hütchen ist dezenter – bräunlich.
Beide fliegen flink hin und her oder springen von einer grünen Ebene hinab oder hinauf auf die nächste und tauchen eifrig ins Dickicht der Brombeerbüsche, Hartriegel oder Holunderbäumchen ab.. Manchmal hüpfen sie Trampolin auf einem großen grünen Blatt. Denn ja, sie sind so klein, dass selbst ein Brombeerblatt ziemlich groß wirkt im Vergleich. Aber am herrlichsten ist es, wenn Herr Mönchsgrasmücke auf dem höchsten Zweig einer Wildrose wippt und singt.
Seine Stimme ist viel größer als sein Körper. Es ist immer wieder erstaunlich, wie voluminös sein Gesang durch das Bahndamm-Biotop wabert.
Wer nicht weiß, wie das klingt:

So singt sie – die Mönchsgrasmücke!

Und überhaupt: Vögel zu beobachten ist in diesen Zeiten so ziemlich der erholsamste Zeitvertreib.
Sollte ich in ungewisser, ferner Zukunft wieder meine Wohnung verlassen und zur Arbeit fahren dürfen, wird sie mir sicher sehr fehlen – meine kleine Mönchsgrasmücke.

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