Der April macht, was er will
Wenigstens auf den April ist noch Verlass, selbst in diesen unberechenbaren Zeiten. Der April macht, was er will. Das finde ich ungemein tröstlich. Gerade heute noch konnte ich ihn bei seinem überaus launigen Verhalten beobachten. Er bediente sich mehrfach und innerhalb von Minuten der unterschiedlichsten Kapriolen aus seinem Wetter-Bauchladen: Hochnebel, Regen (verbunden mit diesem Duft, den sie Petricord nennen), Schnee, große Flocken, kleine Flocken, Hagel und Sonne und dann ging das Spiel wieder von vorne los. Ordentlich Wind mischte der April auch noch unter. Es war ein Genuss.
Die Luft war so knackig-kalt, wie ein Magnum.
Nur wenige Autos unterwegs, die das Klare an diesem Tag hätten zerstören können.
Derweil blüht der Wildkirschbaum im Hinterhof bereits schneeweiß, zu einer Zeit, in der er sonst meist noch die Knospen spitzt.
Ist es nicht wunderbar, wie der Frühling immer seinen Weg findet?
Wie die Natur sich unaufgefordert und peu à peu in Grün kleidet und sich der Waldspaziergang von Woche zu Woche optisch verändert und immer weiter vom Winter entfernt?
Erst schauten nur ein paar Blümchen aus der Erde. Dann schmückten sich Büsche mit weißen oder gelben Blüten, auch kleine Bäume. Es schlossen sich Magnolie und Zierkirschen an. Und gestern entdeckte ich gar eine verirrte oder sollte ich sagen verwirrte Azalee. Nun gut, sie stand direkt an einem Haus. Aber sie blühte üppig und selbstbewusst. Sie schien zu wissen, was sie tat. Der April macht halt, was er will.
Der April und sein Grün!
Und dieses Grün. Diese berückende Zartheit der Blätter. So frisch, so jugendlich. Alles haben sie noch vor sich, die jungen Dinger. Den ganzen Frühling, den Sommer, den Herbst und dann, heißt es wieder Abschied nehmen. Aber jetzt geht es erst einmal nur bergauf. Die Tage werden länger, heller, wärmer, bunter. Wir müssen nichts dafür tun. Gar nichts. Nicht einmal aufhören zu jammern oder uns selbst leid zu tun, zu hoffen oder nett zueinander sein. Der April macht, was er will und die Natur alles ganz allein. Ohne unser Dazutun, nicht einmal unsere Begeisterung brauchen sie.
Die Amsel singt? Geschenkt!
Das Rotkehlchen auch und beäugt uns zwischendurch neugierig aus diesen unglaublich putzigen Knopfaugen.
Ihr wollt Wunder? Nehmt den Frühling
Tja. Ihr wollt Wunder? Dann seht Euch um! Jedes Jahr gibt es sie. Immer wieder. Aufs Neue. Wieder etwas, das größer ist als wir. Aber in diesem Fall etwas durch und durch Positives. Der Frühling findet einfach immer seinen Weg.
2 Kommentare
Kirsten von Lom
Was für ein schöner Text zum Frühling, liebe Katinka. So wahr…
katjapelzer
Liebe Kiki, freut mich sehr, dass er Dir gefällt! <3