Oldtimer – alt aber schöner
Wer mich kennt, weiß, dass Autos nicht zu meinen bevorzugten menschengemachten Objekten zählen. Doch auch als Radfahrerin fällt mir eines auf: Das Design von Autos wird immer einfallsloser. Die Karosserien nähern sich einander äußerlich immer mehr an. In den vergangenen Tagen stolperte ich über den einen oder anderen Oldtimer und dachte bei mir – die sind zwar alt und echte Umweltverpester, aber definitiv schöner als alles, was heute – noch immer meist mit Verbrennungsmotor ausgestattet – über die Straßen unseres gebeutelten Planeten rollt.
In der Literatur begegnete mir in den vergangenen Tagen ein altes Autos, das mir früher sehr gefiel. Ich selbst bin den Citroën DS zwar nie gefahren, doch wenn ich ihn sah, war ich stets ergriffen.
Nun rollte La Déesse (DS), die „Göttin“ im Lackgewand, wieder an mir vorbei – in Daniel Specks großartigem Roman Jaffa Road. Ein Epos auf den Spuren des Nahost-Konflikts, der dieser Historie menschliche und unmenschliche Gesichter verleiht und ihre Geschichten erzählt. Ein Roman, der die Leser*innen von der ersten bis zur letzten Seite und in jeglicher Hinsicht mitnimmt.
Und mitten drin die DS.
Das hat mich gefreut! Und ich möchte behaupten, Daniel Speck gefällt sie auch. Zumindest legt die Art, wie er sie durch die Handlung fahren lässt, das nahe.
Die Göttliche – la Déesse
Kaum hatte ich die letzte Seite gelesen, nahm ich mir Alexander Gorkows weniger großartigen (man kann die beiden Werke aber auch einfach nicht vergleichen), anekdotisch-autobiografischen Roman vor, der loriot-sketchartig und dann wieder albtraum- oder LSD-triphaft, aber immer brillant geschrieben, das Leben in den Siebzigern in jenem Kaff beschreibt, in dem ich zur gleichen Zeit, nur ein paar Straßen rum, aufgewachsen bin.
In Die Kinder hören Pink Floyd setzt auch Gorkow der „Déesse“ ein Denkmal. Ich wurde also doppelt an diesen wunderbaren Oldtimer erinnert.
Schließlich sah ich noch dazu hier in London – aus dem Haus und um die Straßenecke links herum – einen besonders schönen alten Citroën stehen. Ein schnittiges, sportliches Modell, das ich noch nicht kannte: Einen silbernen SM. Ob es selektive Wahrnehmung nach den beiden Lektüren war, sei dahingestellt.
Schöne alte Autos, wie Erinnerungen
Am nächsten Tag stolperte ich dann jedenfalls regelrecht über mein Lieblingsauto: den Morris Minor. Bestes, autogewordenes Britisches Oldtimer-Understatement. Tatsächlich war es in den Achtzigern vor allem der Morris Minor Traveller, in den ich mich verguckt hatte – what a Beauty! Ersterer ist eher ein Cutie.
Was ich aber eigentlich sagen wollte: Wann ist den Autofirmen und Autodesigner*innen bloß der Stil abhanden gekommen?
Selbst jene Firmen, die früher einmal richtig schöne Autos gemacht haben, wie den Mini Cooper, den VW-Käfer oder den Porsche 911, kriegen das nicht mehr so gut hin.
Wann fingen Auto-Käufer*innen an, auf hässlich, protzig, klotzige SUV abzufahren und auf einheitliche Stangenware? Denn nur so ist es doch wohl zu erklären, dass einfach nichts Schönes auf vier Rädern mehr vom Band rollt.
Der Umweltschutz kann dabei ja wohl kaum eine Rolle spielen, sonst würden schlicht keine Benziner mehr gebaut. Dass die Oldtimer die reinsten Umweltverpester sind – geschenkt. Sie sind aber so viel ästhetischer und anmutiger als irgend etwas, was heute fabriziert wird. Noch dazu erinnern sie mich an eine andere Zeit. Eine, in der die Menschen mehr gelebt haben, als gesurft. Eher unterwegs waren, als auf der Couch.
Diese Autos waren noch ein Versprechen.
In einer idealen Welt wären Autos noch immer schön, wie der Morris Minor Traveller oder die Déesse und würden keinen Sprit verbrauchen, sondern Wasserstoff, in ungefährlich und umweltfreundlich.
Ach, wie schön wäre das!
12 Kommentare
Sandra Geier
Danke für diesen Beitrag zum Thema Oldtimer. Sie haben vollkommen recht, wenn sie sagen, dass früher viel schönere Autos gebaut wurden. Ich pflege meinen alten Audi auch penibel und bringe ihn sogar einmal im Jahr zum Check in die Werkstatt.
Dennis Becker
Mein Onkel ist derzeit auf der Suche nach einem Gutachter für Oldtimer. Dabei ist es gut zu wissen, dass Oldtimer meistens mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet sind. Ich hoffe, dass er einen passenden Anbieter finden wird.
Bibi Lack
Liebe Katja- danke für diesen wunderbaren Artikel, welchen ich erst jetzt entdeckt habe. Ich habe mir diese Fragen auch schon oft gestellt. Gehen doch mit den alten Modellen auch ein Lebensgefühl der Leichtigkeit verloren. Auch die ewig gleichen dezenten Farben, welche man jetzt auf den Straßen nur sieht, lassen einen verstummen. Und dies geht weiter in unseren- durch den schwedischen Einrichtungsstil geprägten Zuhause. Wo sind die Farben? Hatte diese Frage nicht schon eine Feldmaus gestellt?
Bibi (Lack)
katjapelzer
Liebe Bibi, Danke für Deinen schönen Kommentar!
Ada
Das ist ein sehr interessanter Artikel zum Thema Oldtimer. Ich habe mir schon einige Beiträge dazu durchgelesen. Vielen Dank, ich weiß jetzt genug zum Thema.
Melanie Samsel
Danke für den Beitrag! Ich finde ebenfalls, dass Autos heutzutage wirklich nicht mehr so schön sind wie sie es mal waren. Daher habe ich mir letztes Jahr auch einen Oldtimer gekauft. Ich muss auch sagen, bis jetzt habe ich es nicht bereut.
Nina Hayder
Ich möchte meinen Mercedes Oldtimer in eine Fachwerkstatt bringen. Ich verbinde mit diesem Auto auch viel Erinnerungen. Daher kann ich dem Beitrag nur zu 100% zustimmen.
Nina
Alt aber wunderschön würde ich sagen. Ich würde auch gerne einen Oldtimer kaufen. Leider fehlt mir noch das Geld dazu.
Rudi Sterzer
Du hast recht, Oldtimer sind in der regel schöner als alles, was heute so auf den Straßen ist. Mein Onkel hat einen alten BMW, der mittlerweile ein Oldtimer ist. Allerdings war es nicht einfach, dass Auto zu reparieren.
Alex Finsterbusch
Der Artikel greift ein interessantes Thema auf: Das Design von Autos und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat. Ich persönlich kann dem Autor nur zustimmen, dass moderne Autos oft einfallslos aussehen und sich äußerlich immer mehr ähneln. Eine Geschichte, die ich von meinem Arbeitskollegen gehört habe, passt hierzu: Er besitzt einen Oldtimer, einen VW Käfer, den er liebevoll restauriert hat. Jedes Mal, wenn er mit ihm auf der Straße unterwegs ist, erntet er bewundernde Blicke und Komplimente für das einzigartige Design. Es ist schade, dass heutige Autos oft nicht mehr diesen Charme und Individualität besitzen. Mein Arbeitskollege hat mir erzählt, dass er sich selbst das Autoreparieren beigebracht hat, um seinen Käfer in Schuss zu halten und ihn so lange wie möglich fahren zu können. Vielleicht sollten sich Autodesigner von solchen Oldtimern inspirieren lassen, um wieder einzigartige und schöne Autos zu kreieren.
katjapelzer
Lieber Alex, vielen Dank für den schönen Text zu meinem Beitrag! 🙂
Michael
Vielen Dank für diesen interessanten Artikel. Ich habe ihn mit großem Interesse gelesen und konnte viele neue Informationen und Gedankenanstöße mitnehmen. Beste Grüße Michael